Wodkabull #20: Wenn alles bissi wurscht ist
Herzlich willkommen bei Wodkabull, dem Newsletter mit Eva Reisinger. Hallo aus Oberösterreich und Prost!
Manchmal schlägt das Leben nicht nur Wellen, sondern das Wasser klatscht dir aus dem Nichts direkt in die Fresse und haut dich um. Wenn große Dinge im Leben passieren, wird alles andere nebensächlich, plötzlich ist jede Deadline und jeder Auftrag irgendwie a bissi wurscht. Es mag nach einem Klischee klingen, dass erst die Schicksalsschläge, Krankheit und Vergänglichkeit zeigen, auf was es wirklich ankommt.
Dieser erzwungene Reality Check ist wohl auch das einzig Positive, wenn traurige Dinge passieren. Gestern war ich mit meiner Mama auf einem Austropop-Konzert in Linz. Ausgerechnet bei einem Song von STS sind mir plötzlich die Tränen nur so über die Wangen geronnen. Der begann so:
Der letzte Sommer war sehr schön
I bin in irgendeiner Bucht g'leg'n
Die Sunn wie Feuer auf der Haut
Du riechst des Wasser und nix is laut
Irgendwo in Griechenland
Jede Menge weißer Sand
Auf mein' Rueck'n nur dei Hand
…
Ich hätte es mir nie nicht gedacht, dass ausgerechnet Austropop mein ständiges Funktionieren und meine Taubheit auflöst. War der Damm erstmal gebrochen, kullerten die Tränen nur so dahin. Darum geht es diese Woche hier nicht um Berufliches, nicht darum, was ich mache oder was ich schreibe. Ich möchte euch erinnern, dass morgen alles anders sein kann. Das ist natürlich ein Stehsatz aus dem Kalender, aber für mich steckt aktuell viel Wahrheit dahinter.
Ich kann heute leider nicht am Strand in Griechenland sein, von dem Steinbäcker im Song singt. Ich bin leider auch nicht mehr in einer Bucht in Sardinien. Aber ich kann Mails ignorieren, einen Termin absagen und mich daran erinnern, wie es sich angefühlt hat. Wie wir die Leichtigkeit inhaliert haben, als wir uns am Strand in den Armen gehalten haben, alles andere weit weg und einfach bissi wurscht war.
Ich weiß, dass es ein Privileg ist, mal weniger arbeiten zu können und nicht funktionieren zu müssen. Ich wünsche mir, dass es für alle möglich ist, ab und an, alles liegen und stehen lassen zu können und sich in die Arme von den Liebsten zu schmeißen, das Telefon zu ignorieren und auf die Mail nicht zu antworten. Oder um in Austropop zu antworten:
…
Und irgendwann bleib I dann durt
Lass' alles lieg'n und steh'n
Geh' von daheim fuer immer fort
Darauf gib' I dir mei Wort
Damit verabschiede ich mich diese Woche ganz ungewohnt, ohne Tipps und Updates und ohne Wodkabull, aber mit meinem Hund bei den Füßen liegend und in Gedanken bei Menschen, die ich liebe und dem Wissen, am Ende geht es nur darum.
Eure Eva.