Baltikum Special: Grüße vom Haus am See
Herzlich willkommen bei Wodkabull, dem Newsletter mit Eva Reisinger.
Ich schreibe euch von meinem Haus am See. Also natürlich nicht meinem eigenen, aber für drei Wochen darf ich immerhin so tun als ob. Die Autorin, die sich an ein Haus am See oder am Meer zurückzieht, um zu schreiben, ist ein Klischee. Und wie ich nun verifizieren kann – komplett zurecht. Während ich diese Zeilen tippe, blicke ich auf den See, der nach einem verregneten Vormittag nun wieder im Sonnenlicht erstrahlt. Frieda liegt bei meinen Füßen, die Waschmaschine summt im Hintergrund und ich schreibe endlich wieder.
Vor etwa einem Jahr ist Männer töten erschienen und ich wollte mir bewusst Zeit für mich nehmen, bevor ich mit dem nächsten Buch starte. Ich hab den Jagdschein gemacht, hatte unzählige Lesungen, Interviews, war in Oxford und St. Andrews zu Gast, durfte in Istanbul mein Buch vorstellen und erst jetzt wird mir bewusst, was alles in der Zeit passiert ist. Ich bin froh den Abstand zu haben, um das auch zu sehen. Erst heute habe ich die Lizenzverträge für Männer töten für Ägypten unterschrieben. Mein Roman wird auf Arabisch erscheinen. Wenn das nicht wunderbar absurd ist, weiß ich es auch nicht. Ich hatte über 50 Lesungen, im Herbst folgen nochmal 14 und jetzt langsam fühle ich wieder die Lust am Schreiben. Ein bisschen Schiss hatte ich, dass sie sich für immer verabschiedet hat. Zwischen all den Terminen blieb aber einfach nie die Zeit.
Die ersten Wochen hier im Haus wollte ich nur Urlaub machen. Hatte eine Abwesenheitsnotiz bei meinen E-Mails drinnen, sagte meinen Friends, dass ich abtauche und versuchte das auch wirklich. Und so wie es immer ist, wenn etwas Platz entsteht und ich nicht schreiben muss, dann plötzlich geht es. Ich saß an meinem Lieblingsplatz am Fenster, draußen war es schon zu kühl und ich schrieb das Expose für meinen neuen Roman runter. Einfach so. Als wäre alles schon die ganze Zeit dagewesen. Nachdem das getan war, konnte ich abschalten und wirklich frei machen.
Jetzt bleiben wir noch etwas und ich will die Zeit zum Schreiben nutzen. Aktuell lese ich dazwischen sehr gerne die Bücher von Lucy Clarke. Ich mag es, wie unschuldig diese Bücher daherkommen und in welche Richtungen sie dann abbiegen. Für den Urlaub empfehle ich euch, No Escape von ihr zu lesen. Außer ihr seid selbst auf einer Yacht, dann lieber nicht. Zum Schluss noch einen Lesetipp, wenn ihr auch an einen See wollt (wenn auch nur gedanklich), dann gönnt euch The House Across the Lake von Riley Sager.
Liebe Grüße von eurer Autorin am See,
Bussi und Baba,
Eva.